Prinzipien der Gestaltung und Umsetzung von Lern- und Lehrräumen

Im Rahmen der Erasmus+ Strategischen Partnerschaft „Learning and Teaching Spaces in Higher Education“ (LTSHE; www.evalag.de/ltshe/ ) hat evalag gemeinsam mit der Universität Aveiro eine Analyse durchgeführt über den Umgang des portugiesischen und deutschen Hochschulsystems mit der Gestaltung und Umsetzung hochwertiger Lern- und Lehrräume (L&L-Räume) (vgl. Leiber, T., Carlos, V., Bruckmann, S. & Rosa, M. (2021) Principles of design and implementation of Learning and Teaching spaces: lessons learnt from German and Portuguese higher education. In: Proceedings ICERI2021 – 14th Annual International Conference of Education, Research and Innovation, online event, Seville, Spain, 8-10 November 2021, pp. 111-120).

Die Untersuchung zeigt, dass die Hochschulpolitik der beiden Länder des europäischen Hochschulraums (EHEA) und die institutionellen Richtlinien ihrer Hochschulen sehr wenige gesetzliche Anforderungen, Verwaltungsvorschriften oder strategische Ziele zu diesen Themen vorgeben. Vielmehr handelt es sich bei L&L-Räume-Aktivitäten in der Regel um institutionenspezifische, zeitlich begrenzte Projekte, die beschränkte Möglichkeiten für interinstitutionellen und systemweiten Vergleich und Benchlearning implizieren.

Bisher leitet das LTSHE-Projekt die folgenden vorläufigen Prinzipien der Gestaltung und Implementierung von hochschulischen L&L-Räumen ab:

  • Die Bedeutung von L&L-Räumen („dritter Pädagoge“) erfordert, dass ihre Gestaltung und Umsetzung als strategischer Kernbereich institutioneller Politik angesehen werden sollte.
  • Um den pädagogischen Anforderungen gerecht zu werden, muss die Gestaltung von L&LRäumen auf der Grundlage zeitgenössischer Erkenntnisse über L&L-Prozesse erfolgen. So müssen beispielsweise zukunftsorientierte Lernwelten nach dem „User Centered Design“ konzipiert werden, damit Nutzer die L&L-Räume intuitiv verstehen, nutzen und multisensorisch erleben können. Studierende sollen als Mitgestalter von Wissen und Fähigkeiten agieren anstatt als passive Empfänger:innen sowie Lehrende als Initiator:innen individueller Lernprozesse anstatt als reine Lehrende. Dementsprechend sollten L&L-Räume verschiedene Zwecke unterstützen, wie z. B. individuelle und kollaborative Arbeit, Arbeit mit Technologie und verschiedene Arten des informellen Lernens.
  • Innovative L&L-Räume müssen mit digitalen Infrastrukturen ausgestattet werden, die die notwendige Flexibilität und Modularität physischer, hybrider und virtueller Nutzungen gewährleisten.
  • Innovative L&L-Räume müssen auf organisatorischer Ebene nachhaltig unterstützt, finanziert und kontinuierlichen Qualitätssteigerungsprozessen unterzogen werden.