Die Universität Freiburg hat die federführende Gesamtleitung des Projekts Hochschulweiterbildung@BW übernommen. Wir haben Projektleiter Jan Ihwe nach seinen Einschätzungen gefragt.
Welche Chancen eröffnet das Projekt für die Hochschulen in Baden-Württemberg?
Die Chancen des Projekts liegen darin begründet, dass wir als Hochschulen darstellen zeigen können, wie vielfältig und interessant die Weiterbildung an Hochschulen in Baden-Württemberg ist. Auf der Plattform www.suedwissen.de machen wir dies gebündelt sichtbar und können so zeigen, welchen Beitrag wir zu wichtigen Themen, die die Gesellschaft bewegen, leisten können. Mir geht es dabei nicht nur um Qualifizierungen zu Fragen der Transformation wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Teilhabe für alle Beschäftigten im Wandel. Es würde mich freuen, wenn deutlich würde, welchen Beitrag die Hochschulweiterbildung über unmittelbar beruflich verwertbares Wissen hinaus zur Orientierung in einer komplexen, vernetzten Welt und damit letztlich zur Demokratiebildung und Friedenssicherung leisten kann. Mit einer landesweiten Dachmarke für die Weiterbildung an Hochschulen wollen wir diese Sichtbarkeit in der Gesellschaft stärken.
Eine große Chance des Projekts besteht auch jenseits der technischen Plattform im Netzwerk der 26 Regional- und Fachvernetzer:innen. Diese Kolleginnen und Kollegen haben das Ziel, Nachfrage und Angebot in ihren Regionen und Themenclustern zusammen zu bringen. Sie sind also als Botschafterinnen und Botschafter unseres Anliegens landesweit unterwegs und dabei auch für interessierte Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen jederzeit ansprechbar. Die Chance liegt dann in der gemeinsamen, komplementären Entwicklung von maßgeschneiderten Angeboten, sofern es sie noch nicht gibt.
Dabei geht es aber nicht nur um Quantitäten: Speziell im Hinblick auf die Beteiligung von evalag sehe ich eine große Chance darin, die Qualitäten der Weiterbildung an Hochschulen deutlicher herauszustellen. Durch die Siegelentwicklung und das möglichst schlanke Vergabeverfahren kann Baden-Württemberg einen konstruktiven Beitrag zur Frage der Integration der Qualitätssicherung von Zertifikatsstudien in die bestehenden Systeme der hochschulischen Qualitätsentwicklung bis hin zur Systemakkreditierung leisten.
Was sind für Sie die derzeit größten Herausforderungen?
Eine große Herausforderung besteht darin, dass sich die Plattform von einem Schaufenster bestehender Weiterbildungsangebote zu einem lebendigen Marktplatz entwickelt. Dabei kommt unseren Vernetzer:innen eine zentrale Rolle zu, weil sie Themenscouting betreiben und Dialoge initiieren können.
Letztlich wird sich der Erfolg des Projekts an der Nachfrage nach Hochschulweiterbildung und an deren Wirkung messen lassen. Dabei müssen womöglich auch Partikularinteressen einzelner Hochschulen oder Hochschularten überwunden werden, indem wir überzeugend darlegen können, dass wir im Verbund gemeinsam stärker sind als die einzelnen 48 staatlichen Universitäten, Hochschulen und Akademien, für die wir arbeiten.
Eine aktuelle Herausforderung ist auch die Realisierung einer Schnittstelle zu hoch & weit, dem bundesweiten Portal der Hochschulrektorenkonferenz für die Hochschulweiterbildung. Unser Ziel ist es, den Mitarbeitenden an den Hochschulen die Arbeit zu erleichtern, in dem ihre Angebote automatisch auch auf hoch & weit übertragen werden können.
Was ist Ihr Eindruck: Wie wird das Projekt außerhalb von Baden-Württemberg wahrgenommen?
Das Projekt wird bundesweit positiv wahrgenommen, wir erfahren viel Zuspruch auch aufgrund unserer deutlichen Orientierung an den Grundsätzen des Marketings. Baden-Württemberg ist hier zurzeit ganz sicher in einer Vorreiterrolle. Dies war nicht immer so, wenn man in die Geschichte der Hochschulweiterbildung zurückblickt, die als Initiative zur Erwachsenenbildung einiger Universitäten vorwiegend im norddeutschen Raum begann. Wir sind deshalb dem Land ausgesprochen dankbar für die großzügige Förderung im Rahmen der landesweiten Initiative Weiter.mit.Bildung@BW. Allerdings sei an dieser Stelle der Hinweis erlaubt, dass es auch in Baden-Württemberg noch Wünsche zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Weiterbildung an Hochschulen gibt. Hieran sollten alle Hochschulen und das Land gemeinsam arbeiten. Wir werden im Rahmen des Projekts alles dafür tun, das Feld im Rahmen unserer Möglichkeiten voranzubringen.